Schlangen in Indien

In Indien gibt viele Schlangen und die wichtigsten und gefährlichsten Giftschlangen fasst man unter dem Begriff der „Big Four“ zusammen: die Gemeine Sandrasselotter, die Kettenviper, die Brillenschlange und der Indische Krait. Alle Merkmale und Verhaltensweise und Lebensräume der wichtigsten Gift- und Würgeschlangen in Indien haben wir unten zusammengefasst.

Brillenschlange

Die Brillenschlange gehört zu den „Echten Kobras“ und ist auf dem gesamten indischen Subkontinent zu finden. Ihre wissenschaftliche Bezeichnung „Naja“ kommt aus dem Sanskrit: „Naga“ bedeutet hier „Schlange“.

Ihren deutschen Namen verdankt sie der brillenförmigen Zeichnung auf ihrem Nackenschild. Die Naja ist wohl die bekannteste Kobra Indiens und trotz Verbots wird sie heute noch in Indien von den Schlangenbeschwörern als Vorführschlange benutzt.

Man findet sie in unterschiedlichsten Lebensräumen, vom Dschungel über Graslandschaften aber auch in Steppen und Ufervegetationen. Das tagaktive Tier ist eine ebenso gute Schwimmerin wie Kletterin und meist findet man sie in Reisanbaugebieten auf der Suche nach Mäusen.

Sie gilt in der Regel als eher scheues Tier und nur wenig aggressiv. Wenn sie sich bedroht fühlt, stellt sie ihren Oberkörper auf und präsentiert ihr deutlich ausgeprägtes Nackenschild. Ihr Gift lähmt nach einem Biss die Nerven und kann unbehandelt zu einem Atemstillstand führen.

Tiere Indiens hautnah und aus sicherer Entfernung …

Gemeine Sandrasselotter

Die Sandrasselottern gehören zu der Familie der Vipern und man findet sie vor allem in Wüsten. Die „Gemeine Sandrasselotter“ hat eine Länge von 60-70cm und eine eher schlanke Körperform. Ihre braun gelbliche Färbung bietet ihr eine perfekte Tarnung in ihrer trockenen, meist sandigen Umgebung.

Ihren Namen verdankt das Tier einem rasselnden Warnlaut, den die Schlange durch das Aneinanderreiben ihrer Flankenschuppen erreicht. Die Sandrasselotter ist überwiegend dämmerungs- und nachtaktiv und ernährt sich vorwiegend von Mäusen und Ratten, aber auch von kleinen Vögeln und Echsen.

Die Gemeine Sandrasselotter gehört aufgrund ihres starken Giftes und ihrem sehr aggressiven Verhalten zu den wohl gefährlichsten Schlangen. Sie ist leicht reizbar und bei einer Bedrohung rollt sie sich ein, hält den Kopf aber aufrecht, sodass sie jederzeit stoßbereit ist. Aus dieser eingerollten Lage kann sie dann blitzschnell zubeißen.

Diese Schlange ist für mehr tödliche Unfälle verantwortlich als alle anderen Giftschlangen in Asien zusammen. Ihr Gift wirkt dabei fünfmal intensiver als das einer Kobra und 16mal giftiger als das einer Kettenviper.

Kettenviper

Die Kettenviper gehört ebenfalls zur Familie der Vipern (Viperidae). Sie ist aber im Gegensatz zur Sandrasselotter vor allem in Büschen und hohem Gras zu finden, da sie dort auf ihre Beute lauert.
Ihre Körperlänge variiert stark von Individuum zu Individuum, beträgt aber durchschnittlich 90-120 cm. Ihr Körperbau ist schlank und fast dreieckig und ihre Grundfarbe ist orangebraun bis ocker. Über ihren Körper verteilt besitzt sie ovale, dunkel gefärbte Flecken die von einem schwarzen Rand gesäumt sind. Diesen Flecken verdankt die Schlange ihren Namen, da sie wie eine aufgereihte Kette über ihrem Körper verteilt sind.

Auch die Kettenviper ist eine eher angriffslustige, leicht reizbare Schlange, die bei Bedrohung ein lautes Zischen ausstößt und ihren Oberkörper anhebt. Über ihre zwei einklappbaren Giftzähne injiziert sie das Gift in ihr Opfer. Das Gift führt zur Bildung von Blutgerinnseln, die sich nicht mehr auflösen und schwere Thrombosen auslösen.

Wegen ihrer Neigung zum Leben in der Nähe des Menschen, besonders auf indischem Farmland, kommt es jährlich zu tausenden Bissunfällen mit der Kettenviper.

Indischer Krait

Kraits gehören zur Familie der Giftnattern und sind in Südostasien und auf dem indischen Subkontinent weit verbreitet. Man unterscheidet 14 Arten, von denen der „Indische Krait“ die gefährlichste ist.
Rund 30-40% aller Schlangenbissunfälle in Indien werden von dieser Schlange verursacht. Man findet sie vor allem in den tropischen und subtropischen Gebieten Indiens.
Die Grundfarbe ist dunkel und glänzend und wird von hellen Querbändern durchbrochen. Sie gilt als dämmerungs- und nachtaktives Tier und versteckt sich tagsüber meist in verlassenen Termitenhügeln. Die Natter ernährt sich vorwiegend von anderen Schlangen und Echsen. Ihr Gemüt ist eher ruhig und wenig aggressiv, sie sollte allerdings nicht gereizt werden, denn sie verfügt über ein sehr stark wirkendes Nervengift.

Tigerpython – die Würgeschlange

Neben den Giftschlangen beherbergt Indien auch eine Vielzahl an Würgeschlangen, von denen der Tigerpython sicherlich einer der bekanntesten und eindrucksvollsten Vertreter ist.

Die in Indien vorkommenden Tigerpythons gehören mit einer Durchschnittslänge von 4-5 m zu den größten Schlangen der Welt. Der Tigerpython gehört zur Gattung der „Echten Pythons“ und wird nochmals in drei Unterarten aufgeteilt:

Heller Tigerpython (Python molurus molurus), Dunkler Tigerpython (Python molurus bivittatus), Ceylon Tigerpython (Python molurus pimbura) – gibt es nur auf Sri Lanka.

Das größte Verbreitungsgebiet in Indien hat der Helle Tigerpython. Sein Gebiet erstreckt sich von Pakistan über ganz Indien bis nach Nepal. Der Dunkle Tigerpython ist eher im Osten zu finden und schließt sich in Indien nord-östlich an das Gebiet des Hellen Tigerpythons an.

Der Dunkle Tigerpython ist generell dunkler gemustert als der Helle Tigerpython. Seine Grundfarbe reicht von hellbraun, gelblich bis gräulich; wohingegen der Helle Python eine eher hellgraue, weißlich, beige Grundfarbe aufweist.

Tigerpythons fühlen sich in verschiedenen Habitaten wohl. Wichtig ist die Nähe zu Gewässern. Am häufigsten findet man sie in Regenwäldern, Mangrovenwäldern, Sumpfländern und Nebelwäldern. Aber auch in feuchten Bergländern und im Grasland sind die Tiere anzutreffen. Der Helle Tigerpython scheint auch gut mit trockenen Wäldern und sandigen Arealen zu Recht zu kommen, wohingegen der dunkle Vertreter eher feuchtes, von Fließgewässern durchzogenes Land besiedelt. Im Wasser kann die Schlange sich besser und flinker bewegen und ihr Körper ist beim Schwimmen, bis auf die Schnauze, völlig unter Wasser getaucht.

Die Tiere sind nacht- bzw. dämmerungsaktiv und ihre Aktivitäten hängen von der Umgebungstemperatur ab. In den nördlichen Regionen hält der Helle Python sogar eine mehrmonatige Winterruhe. In den heißen Monaten ruhen sie tagsüber gerne in Erdhöhlen, Felsspalten oder Termitenhügeln. Oft liegen sie dann zur Kühlung auch stundenlang partiell oder ganz untergetaucht im seichten Ufer. Pythons können bis zu einer halben Stunde komplett unter Wasser verharren, ohne Luft zu holen.

Auf der Speisekarte des Python steht alles, was er überwältigen kann. Den größten Teil machen hierbei Säugetiere und Vögel aus. Die Beute wird dabei über den Geruchssinn und das sich im Innern der Nase befindlichen Jacobsonschen Organ geortet. Über die gegabelte Zunge werden nichtflüchtige Moleküle der Beute aufgenommen, die am Jacobsonschen Organ bestimmte Nervenreize auslösen und im Gehirn verarbeitet werden.

Der Python gilt als Ansitzjäger, der zusammengerollt auf seine Beute wartet. Die Beute wird dann durch Erwürgen getötet und mit dem Kopf voran verschlungen. Da die Größe der Beute mit der des Python korreliert, werden von Schlangen mit 4-5 m Länge auch schon mal Affen, Gazellen und kleinwüchsige Hirsche verschlungen.

Pythons leben in der Regel als Einzelgänger und treffen sich nur zur Paarungszeit. Das Männchen legt dabei seinen Kopf auf den Rücken des Weibchens, um sie zur Paarung zu bewegen. Das Weibchen legt nach vier Monaten etwa 30- 50 Eier, die sie drei Monate lang bewacht. Während dieser Zeit nimmt das Weibchen keine Nahrung zu sich. Sind die Jungschlangen dann erst einmal geschlüpft, sind sie völlig auf sich alleine gestellt und die Mutter verlässt das Gelege.

Nicht nur die Haut als hochwertiges Leder, sondern auch das Fleisch der Python ist vor allem in China, Indien und im Norden Thailands sehr beliebt. Die jahrzehntelange Jagd auf die Riesenschlange hatte einen drastischen Populationsrückgang zu Folge und der Export wurde 1977 in Indien gesetzlich verboten. Der illegale Handel hält aber bis heute an. Nicht nur die Jagd, auch der zunehmende Kahlschlag von Wäldern und die stetige Landfragmentierung zerstören den Lebensraum der Tiere. Der Tigerpython ist in Indien außerhalb von Schutzgebieten nur noch selten zu finden.