Panzernashorn in Indien

Insgesamt findet man weltweit noch fünf lebende Arten in der Familie der Nashörner. Drei Arten leben davon im asiatischem Raum (Panzernashorn, Java Nashorn und Sumatra Nashorn) während die zwei wohl bekanntesten und größten Arten, das Spitzmaul- und das Breitmaulnashorn auf dem afrikanischen Kontinent vorkommen. Im Gegensatz zu seinen beiden afrikanischen Verwandten und dem Sumatranashorn trägt es nur ein Nasenhorn, das eine Länge von 20 Zentimetern erreichen kann. Im Unterkiefer befinden sich zwei Schneidezähne, die gegen eine Zahnplatte im Oberkiefer schneiden. Dagegen haben die afrikanischen Arten im Laufe der Evolution ihre Schneidezähne komplett eingebüßt.

Im Kaziranga-Nationalpark leben die vom Aussterben bedrohten Panzernashörner …

Die sehr dicke Haut der Tiere, die sich bei dieser Art an Schulter, Brust und Bauch in Falten legt, hat dem Nashorn seinen Namen gegeben, denn es wirkt, als würde ein schwerer Panzer auf dem Tier liegen. Das Panzernashorn ist mit einer Schulterhöhe bis zu 185 Zentimetern und einem Gewicht von mehr als 2.000 Kilogramm das größte unter den drei asiatischen Nashornarten.

Da die Lebensweise der Tiere stark an Wasser gebunden ist, findet man die sonst scheuen Einzelgänger in den Trockenzeiten oft gemeinsam an Bade- und Suhlplätzen. Die Schlammbäder dienen einerseits der Thermoregulierung des Körpers, andererseits auch zur Entfernung von Parasiten. Trotz ihres enormen Gewichtes und ihres stämmigen Körperbaus können Panzernashörner sehr gut schwimmen und tauchen. Ihre Nahrung von ca. 150 kg/Tier/Tag besteht meist aus jungen Gräsern, Bambus, Schilf und Elefantengrastrieben. Das Panzernashorn ist ein überwiegend nacht- bis dämmerungsaktiver Einzelgänger.

Bullen und Kühe kommen in der Regel nur zur Paarungszeit zueinander und die Kuh bekommt in der Regel nach einer Tragzeit von ca. 16 Monaten ein Jungtier. Die Lebenserwartung liegt bei einem ausgewachsenen Tier in freier Wildbahn bei ca. 40 Jahren.

Vor allem der fortschreitende Lebensraumverlust und die Wilderei lassen heutzutage nur noch wenige Tiere ein solch hohes Alter erreichen. Die derzeitige Gesamtpopulation schätzt man derzeit auf ca. 3300 Tiere, die in Indien (Bundesstaaten Assam, West-Bengalen, Uttar Pradesh) und in Nepal leben.

Bis heute ist die Wilderei das größte Problem, da das Horn aller Nashörner in der Traditionellen Chinesischen Medizin Verwendung findet. Ein nach China verbrachtes Horn kann Wilderern bis zu hunderttausend Dollar einbringen. Mit der Aufstockung der Park-Ranger haben Indien und Nepal in jüngerer Zeit versucht, dieses Problem in den Griff zu bekommen.

Zur Erhaltung der Art wurde 2005 in Indien das Projekt Indian Rhino Vision 2020 (IRV2020) unter der Schirmherrschaft des WWF und der International Rhino Foundation (IRF) gestartet, welches vorsieht, neue Populationen in Gebieten zu etablieren, um so das Verbreitungsgebiet des Panzernashorns sukzessive zu erweitern und die Gesamtpopulation weiter zu festigen. Dafür werden jährlich Tiere aus stabilen Beständen eingefangen und in anderen Schutzgebieten angesiedelt

Die größten Chancen diese lebenden Riesen in der freien Wildbahn zu beobachten hat man im Kaziranga Nationalpark im Bundesstaat Assam. Der Nationalpark stellt das wichtigste Schutzgebiet für das Panzernashorn dar und beherbergt über 70 % des weltweiten Gesamtbestands. Das Kerngebiet des Kaziranga ist seit dem 3. Januar 1908 unter Schutz gestellt und wurde immer wieder um ein paar Quadratkilometer erweitert.

Seit 1985 gehört der Park dem Weltnaturerbe der UNESCO an. Ausgewachsene Tiere haben keine natürlichen Feinde. Kälber werden jedoch Opfer von Tigern, die sie bei Unachtsamkeit des Muttertieres reißen. Dabei kann teilweise eine beträchtliche Anzahl von Jungtieren sterben. Allein im Kaziranga Nationalpark wurden zwischen 1985 und 2000 mehr als 200 derartig getötete Nashörner registriert.