Reisebericht: Trekking durch Indiens Täler

Indien Ladakh: Markha Valley und Nubra Trekking vom 09.09.-01.10.17

2013 waren wir schon einmal im Norden Indiens unterwegs und haben das Zanskar-Valley mit dem Zelt erkundet – eine damals noch landschaftlich wunderschöne Tour (ohne Straßen und Pisten für Pkw). Vor allem die Ruhe und Einsamkeit auf der Route hat uns einst tief beeindruckt. Aber auch die Bewohner Ladakhs und ihre Gastfreundschaft haben wir schätzen und lieben gelernt, so dass einer neuen Tour im Herzen Ladakhs nichts entgegenstand. Unsere Wahl fiel auf eine Kombination zweier Trekkingtouren: das Trekking durch das Markha Valley und anschließend durch das Nubra Valley.

Markha Valley

Nach unserer Ankunft in Leh steht die Erkundung der Stadt auf der Tagesordnung – Besuch des Königspalastes und des Gonkhang sowie ein Bummel durch das Städtchen. Ein Abgleich mit unseren Erinnerungen von 2013 zeigt: es hat sich wahnsinnig viel verändert. Unser zweiter Tag widmet sich dem Buddhismus und ausgiebigen Klosterbesuchen in Spituk (inklusive Puja) und Matho sowie einem kurzen Abstecher zu Fuß zur Shanti-Stupa bei Sonnenuntergang.

Nach einer Geländewagentour auf staubigen Straßen beginnt endlich die Tour durchs Markha Valley mit einer spannenden Querung des Zanskar mittels einer handbetriebenen Seilbahn in Chilling. Wir werden begleitet von unserem Guide Dawa, dem besten Koch der Welt Mingmar Sherpa, unserem Helfer Gurmat sowie unserem Pferdeführer Dawa II nebst Pferden. Über Skiu und Markha geht es langsam aber stetig in einem herrlichen Tal bergauf, das sich in der Talsohle noch erstaunlich grün zeigt, obwohl die Hänge an den Seiten schon recht karg und trocken aussehen. Uns bleibt jeweils genügend Zeit die kleinen, eher unbekannten Klöster zu erkunden. Vorbei an alten Chörten und ein paar Teezelten steigen wir über Hangkar hinauf zur Hochalm Thachungtse, wo uns eine Menge Pfeifhasen neugierig begrüßen. Nimaling heißt unser nächstes Ziel in 4800 Metern Höhe, hier ist ein Ruhetag geplant. Vorher gilt es jedoch gut 600 Höhenmeter zu überwinden. Hierbei bieten sich spektakuläre Ausblicke auf den Kang Yatze und zwei kleinere Seen laden zu einer ausgedehnten Mittagspause ein.

Unser Ruhetag verläuft nicht ganz so ruhig wie geplant. Irgendjemand hat uns die Flause in den Kopf gesetzt, eine Schneeballschlacht machen und einen Schneemann bauen zu wollen.

Der nächste Tag steht ganz im Zeichen des Kongmaru La (5130 Meter). Lang zieht sich der Weg nach oben, doch bevor es in den Aufstieg geht, stärken wir uns mit frisch zubereiteten Ziegen-Joghurt, der uns bei den Pulus (jahreszeitliche Behausungen für die Viehhirten) von einer älteren Frau angeboten wird – lecker! Im Aufstieg ziehen sich die verschiedenen Trekking-Gruppen zusammen, gemeinsam geht es zum Pass. Hier merkt man nun doch, dass relativ viele Trekker mit uns unterwegs sind. Die Zeltplätze haben wir aber meist für uns allein. Oben am Pass angekommen, hängen wir gemeinsam mit unserer Begleitmannschaft unsere mitgebrachten Gebetsfahnen auf und genießen die Aussicht auf den Kang Yatze und in die Täler rundherum. Nach vielen Fotos geht es Richtung Chuskurmo. Eine recht große Herde an Blauschafen überrascht uns im Abstieg und lässt uns in ihrer Nähe die Mittagspause verbringen. Gut gestärkt wandern wir durch eine sich immer weiter verengende Schlucht, deren Wände in den unterschiedlichsten Grün-, Braun-, Grau- und Gelbtönen vor uns aufragen, bis zu unserer letzten Übernachtung im Zelt im Markha Valley.

Unsere siebentägige Tour endet mit einem Besuch im Kloster Hemis, dem ältesten und größten Kloster in Ladakh. Obwohl wir es 2013 bereits besichtigt haben, sind wir doch wieder überwältigt – ein unbedingtes Muss in jeder Ladakh-Tour. Wir legen auf der Rückfahrt nach Leh noch einen Stopp im Kloster Stakna und im Kloster Thiksey ein. Während wir in Stakna die Stille genießen und vom Mönch eine ausführliche Führung durch das Kloster erhalten, ist es in Thiksey leider touristenüberfüllt. Trotzdem sollte man den Besuch – vielleicht besser früh morgens – nicht missen.

Nubra Valley

Nach einer Nacht in Leh geht es mit dem Auto Richtung Phyang. Wir merken schnell den Unterschied zum Markha Valley: Keine weiteren Touristen in Sicht – ganz allein im Nubra Valley – wir können es gar nicht glauben – super! – so haben wir Ladakh eigentlich in unserer Erinnerung. Das Nubra Valley entpuppt sich für uns damit als Geheimtipp.

Phyang Phu auf 3800 Metern empfängt uns mit einem herrlichen Blick auf das Seitental, dem wir bis zum Lasirmo La folgen werden. Aber auch ein Blick zurück auf die Stok Kangri-Kette wird uns durch das super Wetter ermöglicht. In der Sonne faulenzen dicke Murmeltiere, die sich nur bedingt durch unsere Fotoaktivitäten stören lassen. Der Aufstieg zum nächsten Zeltlager ist lang und führt an kleineren Bächen vorbei nach oben. Immer wieder sehen wir Murmeltiere und Pfeifhasen. In der Nacht wird es nun schon etwas kälter, kein Wunder bei 4500 Metern Höhe. Das Wasser und der Boden sind leicht gefroren, als wir am nächsten Tag Richtung Pass aufbrechen und über Geröllmoränen und Serpentinen aufsteigen.

Den Lasirmo La (5420 Meter) erreichen wir aber im schönsten Sonnenschein. Nach dem Aufhängen unserer Gebetsfahnen sind wir auf einmal sieben (ohne Pferde) – ein Hund – wir taufen ihn Sammy – begleitet uns die nächsten Tage bis Hundar. Nun liegt das Nubra Valley vor uns. Über den kleinen Gletscher und viel Geröll geht es wieder hinunter – immer weiter in das Tal hinein. Es wird nach und nach grüner und die Ausblicke auf die Berge rundherum sind wunderschön. Entlang von Wiesen und Feldern wandern wir am nächsten Tag Richtung Hundar Dog und schlagen dort unser Zeltlager mit Blick auf das kleine Dorf auf. Unterwegs begegnen uns eine Menge Yaks. Abends haben die Bewohner von Hundar Dog fast alle Tiere ins Tal getrieben, langsam macht man sich winterfest.

Das kleine Dorf verlassen wir früh in Richtung Skarchen. Nach der Querung eines kleinen Flusses geht es zwar fast den ganzen Tag auf einer neu gebauten Schotterpiste nach unten – wir bestaunen allerdings den indischen Straßenbau und bewundern das Vertrauen der Benutzer. Hier scheint es nicht selten zu Hangrutschen zu kommen und auch Steinschlag ist regelmäßig an der Tagesordnung.

Auch am nächsten Tag haben wir das Gefühl, dass das Tal immer enger wird, die instabilen Wände auf uns zu rücken und den Himmel verdecken, bis sich das Tal plötzlich weitet und uns einen Blick auf Hundar gewährt. Zwei Nächte werden wir hier verbringen. Den ersten Nachmittag in Hundar nutzen wir für einen kleinen Ausflug zu den Sanddünen von Diskit. Wir haben alle mächtig Spaß.

Für den nächsten Tag ist ein Besuch in Panamik und in Sumur im Kloster Samstanling geplant. Samstanling ist ein noch recht junges (ca. 160 Jahre alt), aber großes Kloster. Im Juli 2017 – nur knapp acht Wochen vor unserem Besuch – war der Dalai Lama zu Gast dort und hielt öffentliche teachings. Schade, das hätten wir uns nicht entgehen lassen.

Bevor wir uns auf den Weg nach Digar machen, steht noch ein ausgedehnter Besuch des ältesten Klosters im Nubra Valley – Diskit – und des Maitreya-Buddha auf dem Plan. Die Puja verpassen wir leider, aber wir lassen es uns nicht nehmen, im Klostermuseum einen Tee zu trinken und mit dem Mönch zu plaudern.

Sonam hat gleich am Ortseingang in Digar einen Zeltplatz bei einer Familie gefunden. Wir werden von dieser herzlich willkommen geheißen und zum Tee eingeladen. Als wir der Einladung nachkommen, finden wir uns mitten in einer Haus-Puja wieder, die ein alter Mönch aus dem nahe gelegenen Kloster durchführt. Ein unvergessliches Erlebnis! Die kleine Tochter der Familie will mit uns am Nachmittag ihre große Schwester von der Schule abholen und so ziehen wir gemeinsam mit ihr durchs Dorf – vorbei an Feldern, die gerade abgeerntet werden – zur Schule – und stören die letzte halbe Stunde des Unterrichts, sehr zur Freude der Kinder, die uns neugierig mit Fragen bombardieren. Aber auch die Lehrer wollen so einiges von uns wissen und so ist es gar nicht so schlimm, dass der Unterricht ausnahmsweise mal anders endet. Der Tag wird uns lange im Gedächtnis bleiben.

Unser letzter Trekkingabschnitt startet früh morgens in Digar und führt uns bei tollem Sonnenschein bergauf durch ein weites Tal mit vielen Yaks zur Sommersiedlung Chumik Yogma (4620 Meter). Umso überraschter sind wir am nächsten Morgen, als wir von einer geschlossenen Schneedecke begrüßt werden. Diese macht den Aufstieg zum Digar La (5300 Meter) dann doch anstrengender als gedacht. Es geht nur langsam voran, aber nach dreieinhalb Stunden können wir unsere letzte Gebetsfahne am Pass zu den anderen Fahnen hängen. Die letzte Anstrengung ist gemeistert und nun geht es zunächst recht steil bergab und dann über grüne Wiesen erst nach Pulu Digar und am nächsten Tag nach Sabu, wo das Auto auf uns wartet und uns nach Leh zurückbringt.

Danke an Dawa, Mingmar Sherpa, Gurmat und unsere Pferdeführer Dawa II und Sonam für den tollen Support und an die Agentur in Leh für die gute Organisation. Danke auch an die Agentur in Delhi (Mr. Lohia) für die Idee der Tour durchs Nubra Valley – es hat sich gelohnt – ein echter Geheimtipp!

Und danke Diamir (Herr Schau und Frau Michel), dass Ihr die Tour mal wieder nach unseren Wünschen zusammengestellt und das Standardprogramm zeitlich und umfangmäßig angepasst habt.

Es wird sicher nicht unser letzter Besuch in Ladakh gewesen sein. Auch wenn sich über die Jahre Vieles verändert, gibt es immer noch genügend Neues zu entdecken. Die ersten Ideen für den nächsten Besuch reifen bereits …